Der Bedarf an immer höheren Vortriebseffizienzen treibt die stärkere Integration von Antrieb und Flugzeugzelle voran. Von Anfang an hat sich die Antriebsforschung des Bauhaus Luftfahrt revolutionären Konstruktionsansätzen verschrieben, die deutlich über die bloße Vergrößerung des Fandurchmessers hinausgehen. Die Verteilung des Antriebsschubs auf die Hauptkomponenten der Flugzeugzelle ist ein zentraler Gedanke hinter vielen Konzepten, die im Laufe der Zeit entwickelt wurden. Die Verteilung des Schubs ermöglicht nicht nur einen hohen Vortriebswirkungsgrad, sondern auch funktionale Synergien zwischen Antrieb und Zelle, wie zum Beispiel verringerte strukturelle Belastungen, verbesserte Zuverlässigkeit durch Redundanz, verbesserte Lärmabschirmung, erhöhte Steuerungskontrolle und Hochauftriebsfähigkeit des Fluggeräts und sogar die Verbesserung der aerodynamischen Effizienz.

Der Claire Liner – ein Konzept, das erstmals auf der ILA Berlin 2008 vorgestellt wurde – fasst eine Vielzahl dieser Ideen für ein zukünftiges Megacity-Flugzeug zusammen. In Anbetracht des großen Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums sowie der zunehmenden Urbanisierung und des steigenden Mobilitätsbedarfs – beispielsweise in Asien – wurde der Claire Liner als „People Mover“ konzipiert, um eine große Anzahl von Passagieren über kurze Strecken zu befördern. Im Gegensatz zu den ersten Konzeptskizzen mit über die Flügel verteilten Fans verfügte der Claire Liner über ein mechanisch verteiltes Antriebssystem, das im hinteren Rumpfbereich installiert war. In Kombination mit einer neuartigen Flügel- und Rumpfkonfiguration wurde die Multifananordnung von fortschrittlichen, im Rumpf eingebetteten Kerntriebwerken zum Zweck der Grenzschichteinsaugung (BLI) angetrieben.

In Anlehnung an den Claire Liner wurde die Idee eines verteilten Antriebs mit Rumpf-BLI zum innovativen Propulsive Fuselage Concept (PFC) mit elektrisch angetriebenem Heckfan weiterentwickelt, für das der Konzeptnachweis im Rahmen des EU-Projekts CENTRELINE erbracht wurde. In einer PFC-Konfiguration bietet der verteilte Rumpfantrieb nicht nur eine hervorragende Vereinbarkeit mit hocheffizienten Flügel- und Kerntriebwerkstechnologien, sondern stellt auch ein äußerst effektives Mittel dar, um Widerstandsnachteilen von Wasserstoffflugzeugen – insbesondere auf der Langstrecke – entgegenzuwirken.

Künstlerische Darstellung einer frühen Idee für ein Flugzeug mit sogenanntem Boxwingflügel und verteilten Multifans (Jahr 2006)

Claire Liner – ein innovatives Konzept für ein zukünftiges Megacity-Flugzeug (Jahr 2008)
Technische Eckdaten:

  • Reichweite: 2.000 nm
  • Passagierkapazität: > 300
  • Reisefluggeschwindigkeit: Mach 0.72

LH₂-Liner (Jahr 2022)
Revolutionäres Konzept für ein Wasserstoff-Langstreckenflugzeug mit zwei revolutionären Triebwerken mit Kompositzyklus und einem brennstoffzellenbetriebenen Rumpffan zur Grenzschichteinsaugung.

Glossar: BLI boundary layer ingestion / Grenzschichteinsaugung, PFC Propulsive Fuselage Concept / Rumpfantriebskonzept